Unstrukturierte Daten im Gesundheitswesen: Das fehlende Glied zur Interoperabilität
Während die Erzielung der Interoperabilität zwischen unterschiedlichen IT-Systemen für Gesundheitsdienstleister nach wie vor Priorität hat, stellt die Integration neuer Technologien in bestehende Systeme und der Zugriff auf unstrukturierte Daten im gesamten Gesundheitsökosystem weiterhin eine Herausforderung dar.
Die aktuelle HIMSS-Studie „Connected Care and the State of Interoperability“, in der etwa 118 klinische und IT-Führungskräfte von Gesundheitsdienstleistern in den Vereinigten Staaten befragt wurden, hat Daten gefunden, die diesen Problempunkt recht deutlich beschreiben.
Den Ergebnissen der Studie zufolge waren die meisten Anbieter der Ansicht, dass sie Fortschritte bei der Etablierung eines interoperablen Gesundheits-IT-Frameworks machten. Beispielsweise bewerteten 75 % der Befragten ihre Fortschritte bei der Interoperabilität als ausgezeichnet oder gut.
Die Befragten wurden gebeten, ihren Fortschritt anhand von vier verschiedenen „Stufen“ der Interoperabilität zu bewerten, die je nach Komplexität ansteigen. Auch hier sind die Ergebnisse vielversprechend.
Die Befragten bewerteten ihre Organisationen als sehr erfolgreich oder einigermaßen erfolgreich bei der Erreichung der folgenden Interoperabilitätsstufen.
- Grundlegend (93 %): Ermöglicht den Datenaustausch von einem System zum Empfang durch ein anderes, erfordert jedoch nicht die Fähigkeit, Daten zu interpretieren
- Strukturell (95 %): Stellt sicher, dass der Datenaustausch zwischen IT-Systemen auf Datenfeldebene interpretiert werden kann
- Semantisch (82 %): Bietet Interoperabilität auf höchstem Niveau auf der Ebene der Datenelemente und ermöglicht so den Austausch und die Nutzung von Informationen durch zwei oder mehr Systeme
- Organisatorisch (75 %): Enthält klare politische, soziale und organisatorische Komponenten, um die Kommunikation und Nutzung von Daten innerhalb und zwischen Organisationen und Einzelpersonen zu erleichtern
Bestehende Systeme, unstrukturierte Inhalte und Interoperabilitätsherausforderungen
Basierend auf diesen Zahlen könnte man meinen, dass die Gesundheitsbranche herausgefunden hat, wie sie echte Interoperabilität im gesamten Versorgungskontinuum erreichen kann. Die Daten zeigen jedoch, dass weiterhin wichtige Hindernisse bestehen. Eine davon ist die Integration neuer Technologielösungen in bestehende Systeme. Von den Befragten bemerkten 59 % die Herausforderung, die mit der Verbindung neuer, auf Standards basierender Technologiesysteme mit Legacy-Lösungen verbunden ist, die nicht über die Kapazität verfügen, diese neuen Standards zu unterstützen.
Ein weiterer Aspekt ist die Verwaltung unstrukturierter Daten und Inhalte im gesamten Gesundheitsökosystem. Dazu gehört, diese Informationen zu identifizieren und sie den wichtigsten Beteiligten im gesamten Gesundheitsunternehmen leicht zugänglich zu machen. Diese Herausforderung wurde von 53 % der Befragten als Haupthindernis für echte Interoperabilität identifiziert. Noch besorgniserregender ist, dass die Befragten berichten, dass 73 % der unstrukturierten Patientendaten und -inhalte in ihren Organisationen für wichtige klinische Beteiligten zur Überprüfung und Analyse nicht zugänglich sind.
Warum unstrukturierte Daten im Gesundheitswesen wichtig sind
Unstrukturierte Daten im Gesundheitswesen stellen ein kritisches Problem dar, da sie einen wichtigen Teil der gesamten Krankengeschichte eines Patienten ausmachen. Beispiele für unstrukturierte Daten sind klinische Dokumente und Diagramme, klinische Berichte, Laborergebnisse, Einwilligungen, Überweisungsdokumente und eine Fülle medizinischer Bilder – sogar Bilder von Digitalkameras, Smartphones und Endoskopen.
Wenn diese lebenswichtigen unstrukturierten Informationen nicht in den zentralen klinischen Systemen enthalten sind, die Gesundheitsdienstleister täglich nutzen, ist das Patientenbild völlig unvollständig. Branchenschätzungen von Analysten wie Gartner und IDC zufolge liegen sogar heute noch fast 80 % der über einen Patienten vorhandenen Informationen in einem unstrukturierten Format vor.
Die Anbieter selbst scheinen sich der Probleme bewusst zu sein, die diese unstrukturierten Daten insbesondere bei medizinischen Bildern verursachen. Beispielsweise gaben 90 % der Befragten der HIMSS-Studie an, dass es für Kliniker von entscheidender bis sehr wichtiger Bedeutung sei, am Behandlungsort Zugang zu Patientenbildern zu haben. Allerdings gaben sie auch an, dass durchschnittlich 18 % ihrer Bilder offline aufgenommen werden (z. B. bei Patientenkontakt, über ein Mobilgerät usw.). Und 65 % der Befragten gaben an, dass eine direkte Integration in ihr radiologisches Bildarchivierungs- und Kommunikationssystem (PACS) ihr wichtigstes Mittel zur Integration medizinischer Bilder in ihr EMR sei. Dies führt dazu, dass ein potenziell umfangreiches Spektrum nichtradiologischer Bilder von diesem klinischen Kernsystem aus nicht zugänglich ist.
Wenn unstrukturierte Inhalte und Bilder nicht in den IT-Systemen enthalten sind, die für interoperable Infrastrukturen von zentraler Bedeutung sind, sind diese Interoperabilitätsbemühungen unvollständig.
Nutzung unstrukturierter Inhalte für echte Interoperabilität im Gesundheitswesen
Angesichts der Bedeutung unstrukturierter Inhalte bei der Erstellung einer umfassenden Patientenakte stellt sich die Frage: Wie können diese Informationen genutzt werden, um sicherzustellen, dass sie in Interoperabilitätsinitiativen einbezogen werden? Obwohl es sich definitiv um ein komplexes Unterfangen handelt, lässt sich der Prozess auf die folgenden drei Schritte reduzieren:
#1: Identifizieren
Zunächst müssen Sie ermitteln, wo sich Ihre wertvollen unstrukturierten Daten befinden. Häufig sind diese Informationen in mehreren Abteilungs-Content-Management-Systemen, Cloud-Archiven von Drittanbietern, medizinischen Dokumenten und Diagrammen in Papierform, Faxen, E-Mails, speziellen Bildgebungssystemen, isolierten Modalitätsstationen, mobilen Geräten, physischen Speichermedien und mehr vorhanden.
#2: Konsolidieren
Als nächstes müssen Schritte unternommen werden, um diese Daten so weit wie möglich zu konsolidieren. Konsolidieren Sie elektronische Dokumente aus vorhandenen Repositorys und scannen, indizieren und archivieren Sie Papierdokumente in einem einzigen Repository. Für die medizinische Bildgebung können Enterprise-Imaging-Lösungen wie ein herstellerneutrales Archiv, ein universeller Bildbetrachter und Bildkonnektivitätstools implementiert werden, um einige PACS zu ergänzen oder zu ersetzen. Dieser Ansatz ermöglicht die zentrale Verwaltung, den Zugriff und die gemeinsame Nutzung aller Arten von Bildern – unabhängig von Format und Quelle. Darüber hinaus entfällt die Anbietersperre, die bei proprietären Systemen häufig auftritt, sodass Unternehmen umfassendes Eigentum und Kontrolle über ihre Bilddaten haben. Diese Content-Services und Enterprise-Imaging-Repositorys können weiter konsolidiert werden, indem eine einzige Unternehmensplattform mit einer gemeinsamen Speicher- und Präsentationsebene (d. h. Anzeigeebene) eingerichtet wird.
#3: Verbinden
Schließlich müssen diese konsolidierten Repositorys in zentrale klinische Systeme wie das EMR integriert werden. Nutzen Sie dazu anerkannte Industriestandards wie HL7, Fast Healthcare Interoperability Resources (FHIR), DICOM, Cross Document Sharing (XDS) und mehr. Ziel ist es, unstrukturierte und strukturierte Patientendaten in einer einzigen Ansicht darzustellen, auf die Ärzte im Rahmen ihres Arbeitsablaufs über das EMR im gesamten Unternehmen und darüber hinaus zugreifen können.
Wenn Sie es richtig machen, heben Sie die Interoperabilität auf die nächste Ebene, indem Sie vollständige Patienteninformationen austauschen und so bessere Pflegeentscheidungen treffen.
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf himssconference.org veröffentlicht.